Donnerstag, 4. Oktober 2018
Ho Chi Minh City – Die Stadt, die aus allen Nähten platzt
Hallo zusammen!

Heute ist es mal wieder an der Zeit, meinen Blog zu aktualisieren und von meinem Ausflug nach Ho Chi Minh City zu berichten. Die Stadt hieß übrigens bis zur militärischen Niederlage Südvietnams und bis zum Abzug der US-Armee nach dem Vietnamkrieg Saigon. 1976 wurde die Stadt dann nach dem nordvietnamesischen Staatschef benannt.

Bei meiner Überschrift für diesen Blogeintrag beziehe ich mich vor allem auf den chaotischsten Straßenverkehr, den ich je gesehen habe. Nirgendwo sonst habe ich so viele Roller in den Straßen und auf den Fußgängerwegen gesehen. Kein Gegenstand ist zu sperrig, als dass er nicht mit dem Roller transportiert werden könnte. Hupe und Lichthupe gehören zum guten Ton. Selbst als Fußgänger ist man auf den Fußwegen nicht sicher, die Roller – und auch mal Autos, wenn der Verkehr zu verstopft ist – fahren unbekümmert zwischen einem durch. Wenn man die Straße überquert, sollte man nie stehen bleiben oder zurückgehen, sondern konsequent weiterlaufen und zur Sicherheit die Hand heben. Ich konnte mich nicht entscheiden, welches der beiden Videos den Verkehr in Ho Chi Minh City besser darstellt. Wählt selbst.

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Mein erster Tag führte mich zum Wiedervereinigungspalast, in dem das Ende des Vietnamkrieges besiegelt wurde, nachdem am 30. April 1975 ein Panzer der Vietnamesischen Volksarmee die Tore zum Gelände durchbrach.



Im Souvenirshop hätte man sogar die Möglichkeit gehabt, einen schönen Schneekugelpanzer zu kaufen.



Danach schaute ich mir das War Remnants Museum an, welches von den Vietnamesen auch Museum of American Atrocities genannt wird – Museum der Amerikanischen Gräueltaten.



In diesem waren neben den Waffen hauptsächlich die Auswirkungen von Agent Orange dargestellt. Das Pflanzengift wurde von den US-Streitkräften zur Entlaubung der Regenwälder eingesetzt, um die Vietcong im Dschungel aufzuspüren. Das Gift wirkt noch Jahrzehnte nach Kriegsende. Die Vietnamesen leiden generationenübergreifend unter Fehlgeburten, Missbildungen, Krebs.



Ein besonderes Erlebnis waren die Tunnel von Cu Chi ca. 70 km nordwestlich von Ho Chi Minh City, in denen ca. 16.000 Vietcong 15 Jahre lang von 1960 bis 1975 lebten. Ein Drittel von ihnen starb in den Tunneln, hauptsächlich an Medikamentenmangel. Atmosphärisch zu meinem Ausflug passend regnete es wie aus Eimern.

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Im 200 km langen Tunnelsystem wurden auf 3 Etagen ganze Städte gebaut inklusive Schulen, Büros und Lazaretten. Die Vietcong nutzten ihren Körpergrößenvorteil aus und bauten die Tunnel nur 60 cm breit und 80 cm hoch! Im Gebiet sind unzählige Fallen mit Bambus- oder Metallspießen versteckt, was eine geführte Erkundung sinnvoll macht.



Hier zu sehen ein originaler Eingang zum Tunnelsystem mit meinem Schuh als Vergleich. Die Eingänge wurden natürlich mit Erde und Laub getarnt.



Für westliche Touristen wurde einer der Tunnel auf 80 x 120 cm vergrößert. Die Hitze unter der Erdoberfläche ist kaum auszuhalten.

Nachdem die Führung durch die Cu Chi Tunnel schon fast zu Ende war, hatte man noch die Möglichkeit, mit einer Waffe seiner Wahl zu schießen. An sich etwas makaber, da man schließlich vorher den Schrecken des Krieges im verregneten Dschungel spüren konnte. Da ich aber vorher noch nie mit einer echten Waffe geschossen hatte, nutze ich die Gelegenheit und feuerte ein paar Schüsse mit einer AK-47 ab.

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Am nächsten Tag erkundete ich das Mekongdelta.



Mit einem der Kähne ging es über die Breiten des Flusses…



…bis zu den schmalen Seitenstraßen des Mekong auf einem Paddelboot.



Schützt vor Sonne, schützt vor Regen – der vietnamesische Kegelhut.



An einem Hafen konnte man eine kleine Süßigkeitenmanufaktur besuchen. Zuerst werden die Kokosnusssplitter von Hand abgeraspelt…



…und schließlich mit viel Zucker zerkocht und zu Bonbons verarbeitet.



Auch wird hier der als Aphrodisiakum wirkende Schlangenschnaps hergestellt. Prost!



1. Vietnamesische Liga. Ho Chi Minh City FC gewinnt 5-3 gegen Hoang Anh Gia Lai. Der Ticketkauf davor war an sich auch schon ein Erlebnis. Menschen quetschten sich an die Glasscheibe des Ticketstands, während Frauen abseits der Massen versuchten, gefälschte Tickets zu verkaufen.



Im Ben Thanh Street Food Market bekommt man alles – Pizza, Burger, Döner und sogar Bratwurst.



Natürlich gibt es auch lokales Essen. Ich entschied mich also für die Sommerrollen. Im Gegensatz zu Frühlingsrollen wird das Reispapier nicht frittiert. Auch sehr lecker sind die Pho-Suppen oder die Banh Mi Sandwiches.



Ein ganz normaler Rollerverleih in Ho Chi Minh City.



Die Stadt ist voller sozialistischer Poster, Fahnen und Flaggen, …



…welche die wirtschaftliche, politische und kulturelle Stärke Vietnams betonen.



Man merkt deutlich, welche Seite den Vietnamkrieg gewonnen hat.



Das höchste Gebäude in der Stadt mit 265,5 m ist der Bitexco Financial Tower.



Mit einem Blick über die Stadt verabschiede ich mich und lasse euch allen liebe Grüße da! Tschüss und bis zum nächsten Artikel in meinem Blog!



Sonntag, 23. September 2018
Penang Island
Hallo alle miteinander!

Heute möchte ich einige Eindrücke von meinem Ausflug auf die Insel Penang vom 8. bis 11. September mit euch teilen!



Im umgerechnet 8 € günstigen Fernbus ging die Reise los. Aufgrund der beiden nationalen Feiertage am 10.11. (Geburtstag des Königs von Malaysia Yang di-Pertuan Agong) sowie am 11.11. (Islamisches Neujahr Muharram) war gefühlt das ganze Land auf den Autobahnen. Durch mehrere Staus wurde die ursprünglich fünfstündige leider zur neunstündigen Fahrt. Dabei sollte man wissen, dass malaysische Busse per Gesetz keine Toiletten an Bord haben. Mit lediglich zwei Stopps zwischendurch ist das nichts für schwache Blasen!



Zusammen mit Nazel aus Kasachstan und Fatemeh aus dem Iran besuchte ich den buddhistischen Tempel Wat Chayamangkalaram.



Beeindruckend war dabei die 33 m lange Statue des liegenden Buddha.



Täglich werden die Statuen von den Gläubigen mit Blattgold-Plättchen als Zeichen der Verehrung und des Respekts beklebt. Dabei wird nicht nur Buddha verehrt, sondern auch Mönche, die zu Lebzeiten beispielsweise als Heiler tätig waren.



Wie in jedem Tempel gilt nicht nur aus hygienischen, sondern auch aus spirituellen Gründen: Schuhe aus in den Gebetsräumen!



Mit der Penang-Bergbahn, die eine maximale Steigung von 52,9% überwindet, ging es für uns auf den Penang Hill hinauf.



Oben angekommen…



…kann man einen großartigen Blick auf die Insel genießen.



Hop-on Hop-off mal ein bisschen anders. Für ein paar Ringgit kann man in Buggys oder auch auf den Ladeflächen der Trucks, die einen zu diversen Tempeln, Moscheen oder Aussichtspunkten auf dem Penang Hill bringen, Platz nehmen.



Eine Station war beispielsweise der Monkey Cup Garden. Ein kleiner aber feiner botanischer Garten mit allerlei fleischfressenden Pflanzen. Affen lieben die berauschende Wirkung der Verdauungsflüssigkeit, die in den Kannen der Pflanzen zu finden ist. Für den Menschen sind manche Monkey Cups aber giftig!



Was für ein traumhafter Sonnenuntergang am Strand von Batu Ferringhi.



Georgetown, die Hauptstadt der Insel Penang, ist bekannt für seine Straßenkunst. Die Motive sind im gesamten Stadtzentrum verteilt. Hier zu sehen ist der Fisherman von Julia Volchkova.



Das vermutlich berühmteste Street Art Werk Georgetowns: „Kids on Bicycle“ von Ernest Zacharevic.



Der „Boy on a Bike“ ist in der Ah Quee Street zu finden.



Auf der Schaukel mit „Brother and Sister on a Swing”.



An jeder Ecke der Stadt findet man kleine Garagen, in denen Roller und Motorräder repariert werden.



Der Kek Lok Si Tempel auf Penang ist der größte buddhistische Tempel in Malaysia. Übersetzt heißt der Name „Tempel des höchsten Glücks“.



Nach dem Besuch der gigantischen Tempelanlage kam ich an einem unglaublich versifft aussehenden und riechenden Straßenrestaurant namens Penang Air Itam Laksa vorbei. Seltsamerweise standen die Menschen Schlange, um hier zu essen und die, die bereits aßen, sahen sehr zufrieden aus. Es gab hier nur ein Gericht: Laksa-Suppe mit Zuckerrohrsaft. Sieht unappetitlich aus, riecht widerlich, schmeckt aber grandios - sauer, scharf, fischig!



Penang bei Nacht.



Umar und ich beim Überspielen der Angst, bevor wir den Snake Temple bzw. die benachbarte Snake Farm betreten.



Alle Sinne sind geschärft, wenn man die giftigen Vipern sieht, die im Tempel verteilt auf den Metallkonstruktionen hängen. Obwohl sie regungslos dort liegen, wird man gewarnt, nicht zu nah zu treten und sie auf keinen Fall zu berühren. Im Gegensatz zu Kobras geben Vipern keine Warnsignale, bevor sie beißen.



Diese Python hatte gerade ein ganzes Huhn zum Frühstück. Pythons sind Würgeschlangen und damit nicht giftig.



Der Finger mit abgestorbenem Nerv eines Mitarbeiters, welcher schon einmal bei einer Fütterung von einer Kobra gebissen wurde. Er hatte 30 Minuten Zeit, um ins Krankenhaus zu fahren und das Gegengift verabreicht zu bekommen. Die Snake Farm selber darf kein Gegengift lagern, da die Wahrscheinlichkeit zu groß ist, sich ein falsches Gegengift zu injizieren, welches dann unter Umständen den nahenden Tod beschleunigt.

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Klickt auf das Video, um euch die Verfütterung einer Maus an eine Kobra anzusehen. Die Qualität ist leider ziemlich reduziert, da die Website nur eine Upload-Größe von maximal 10 MB pro Datei erlaubt.



Die letzte Station war das Penang War Museum, welches weniger ein klassisches Museum ist, sondern ein ehemaliges britisches Fort während des zweiten Weltkrieges war. Während der Invasion der malaiischen Halbinsel nahmen die Japaner auch die Insel Penang ein.



Man kann neben den Baracken, den Kochhäusern, Krankenstationen und den Lagerhäusern die Bunkersysteme erkunden, …



…die Zellen der Kriegsgefangenen begutachten…



…und auch Hinrichtungsstätten besichtigen. Unheimlich!

Viele liebe Grüße an euch alle und bis zum nächsten Blogeintrag!



Donnerstag, 13. September 2018
Sabah - Der nördliche Teil Borneos
Hallo zusammen!

Vom 30. August bis zum 2. September verbrachte ich ein verlängertes Wochenende in einem der malaysischen Bundesstaaten der Insel Borneo namens Sabah. Hierbei war der ursprüngliche Plan, die Tage zusammen mit Umar in Kota Kinabalu und Umgebung zu verbringen. Allerdings machten uns die Einreisebestimmungen einen Strich durch die Rechnung. Nachdem man von der malaysischen Botschaft in Deutschland bzw. in seinem Fall Nigeria ein vorläufiges Visum bekommt, um erstmalig in Malaysia einreisen zu dürfen, müssen alle Studenten ihren Reisepass im Studentenwerk abgeben, um das sechs Monate lang gültige Multiple Entry Visa zu erhalten. Damit darf man das Land beliebig oft verlassen und wieder einreisen. Obwohl wir beide mittlerweile die gleichen Stempel, also die Multiple Entry Visa in unseren Reisepässen haben, durfte Umar nicht in den östlichen Teil des Landes besuchen, sondern musste noch am selben Tag zurück nach Kuala Lumpur fliegen. Wie absurd, wenn man bedenkt, dass wir das Land nicht mal verlassen haben, sondern uns immer noch in Malaysia befinden! Für Menschen aus den beispielhaft genannten Ländern Pakistan, Nigeria, Bangladesch und sogar aus „Westmalaysia“ gelten gesonderte Einreisebestimmungen. Diese müssen sich vorher um ein Extra-Visum bewerben. Eine der Begründungen der Beamten am Flughafen für diese Gesetze war, dass sich Nigerianer getarnt als Studenten oft in Sabah niederlassen und die einheimischen Frauen heiraten… Nach vierstündigem Aufenthalt auf dem Flughafen inklusive erfolglosen Verhandlungsversuchen mussten wir uns schließlich verabschieden und ich mein Wochenende allein antreten.



Nachdem ich mir einen Proton gemietet habe und zum ersten Mal selber Linksverkehr gefahren bin…



…fuhr ich zur Unterkunft, mit der ich sehr zufrieden war.



Der erste Tagesauflug führte mich am 4.095 m hohen Mount Kinabalu vorbei…



…zu den Poring Hot Springs, einem Thermalquellen- und Naturschutzgebiet nahe des Ortes Ranau. In diesem Gebiet befinden sich neben den schwefelhaltigen Naturbädern auch ein Schmetterlingspark, ein botanischer Garten sowie ein Wanderweg zu zwei Wasserfällen und einer Fledermaushöhle.



Es fliegen wahnsinnig viele Schmetterlinge in dem Park umher. Trotzdem ist es ziemlich schwierig, sie mit der Kamera einzufangen.



Einer der vielen mächtigen Bäume des Regenwalds.



Man sollte keine Höhenangst haben, wenn man den Canopy Walk bestreitet. Insbesondere, wenn die Hängebrücken in bis zu 43 m Höhe dann doch anfangen, zu wackeln und zu schaukeln.

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Ein kleiner Videoausschnitt des aufgeregten Treibens aus den Fledermaushöhlen. Ein bisschen unheimlich, nicht wahr?



Am nächsten Tag erkundete ich die Innenstadt von Kota Kinabalu, der Hauptstadt des Bundesstaates Sabah, welche früher unter dem Namen Jesselton bekannt war. Hier zu sehen ist hier der Jesselton Point…



…von der aus die Fähren zu den nahegelegenen Inseln Gaya, Manukan, Mamutik und Sulug starten.



Ein wunderschöner Sonnenuntergang am Tanjung Aru Beach!



Abends lädt der Perdana Park mit seinen Wasserspielen zum Schlendern und Entspannen ein.



Fast an jeder Ecke findet man ein Restaurant, welches frischen Fisch bzw. Meeresfrüchte anbietet. Am Eingang kann man sich die noch lebenden Tiere auswählen, …



…die dann zubereitet und mit Reis serviert werden. Frischer geht’s nicht!



Dieser Hund steht beispielhaft für die unzähligen streunenden Hunde, die insbesondere nachts unheimlich sein können. Tollwut-Impfung ist ein absolutes Muss!



Ein Paradebeispiel für die unterschiedliche Preisgestaltung, der man überall an touristischen Orten in Malaysia begegnet. Ausländer zahlen in diesem Museum mehr als das Siebenfache des für Einheimische geltenden Preises. 15 RM entsprechen dabei aber trotzdem nur ungefähr 3 €.



Im Mari Mari Cultural Village können das Leben und die Kultur der Ureinwohnerstämme Borneos bestaunt werden. Die Stämme Dusun, Rungus, Lundayeh, Bajau und Murut präsentierten ihre ursprünglichen Häuser, Traditionen, Rituale, Gesänge, Tänze und Essgewohnheiten. Hier zu sehen ist die Herstellung von Reiswein – natürlich mit anschließender Verkostung.



Der Wohnraum eines typischen Hauses der Ureinwohner.



Seile, Westen und andere Kleidungsstücke werden oft durch Abschaben von Baumrinde und erneutes Zusammenfügen der Fasern hergestellt.



Eine Musik- und Tanzaufführung der Ureinwohner.



Dem Kult des Headhuntings, also der Jagd nach Köpfen, wurde bis in die 80er Jahre nachgegangen. Der Stamm der Murut galt dabei als besonders grausam. Das Töten und Köpfen von Menschen aus anderen Stämmen konnte viele Gründe haben. Wer heiraten wollte, musste einen Kopf als Geschenk für die Braut bzw. ihrer Familie vorweisen können. Köpfen, die in der Sonne getrocknet, geschrumpft und vor dem eigenen Haus aufgespießt wurden, wurden Glück bringende und schützende Kräfte zugesprochen. Je mehr Menschen man umgebracht hatte, desto höher stieg das Ansehen im eigenen Stamm. Natürlich lebte man fortan umso gefährlicher, da nicht nur das Rachebedürfnis der feindlichen Stämme, sondern auch der Wert des eigenen Kopfes stieg.